Düsseldorf
Große Lust
“Ich weiß nicht, wie sich Japaner vermehren”, sagte Asya kichernd, während sie sich ein Stück Senfrostbraten abschnitt. “Ich meine, ich liebe Sushi. Ich mag auch Paravent. Die können echt hilfreich sein.” Sie warf Laurenz einen Blick zu, von dem sie hoffte, er sei unmissverständlich, doch der stocherte weiter in der Rohkost rum, ein klarer Fall falscher Prioritäten.
“Aber es ist alles so steril und beige und ordentlich. Wie soll da Stimmung aufkommen? Unter diesen flachen Tischen kannst du nicht mal kurz verschwinden. Weißt du, was ich meine? Hast du schon mal… Im Restaurant, zu zweit, unterm Tisch…” Laurenz starrte sie vage interessiert an. Sie nahm einen Schluck Champagner und lächelte. “Aber dafür ist unsere Stadt jetzt bekannt. Und für Berater. Und natürlich Kraftwerk. Spaßfreie Zonen. Wobei…” Sie lehnte sich zurück und versank einen Moment in den Glocken Kreidlers, die leise aus den Boxen flossen, als wollten sie die Perlen in ihrem Glas spiegeln.
Asya schloss halb ihre Augen. “Kennst du dieses Gefühl, wenn alles verschwimmt?” Sie beugte sich langsam vor, legte ihre Arme auf beide Seiten des Tellers und winkte mit ihren Fingern Laurenz näher. “Wenn die Luft“, sagte sie leise, während sie seine Hände nahm und zu sich zog, “fast Körpertemperatur hat und du in ihr versinkst, wie in einer warmen, weichen Decke?” Sie sah in seine tiefen grünen Augen, die beiden Gründe, weshalb sie ihn überhaupt eingeladen hatte. “Du versinkst darin”, sagte sie und beugte sich weiter vor, “wie berührt von unzähligen Händen”, ihre Lippen waren Zentimeter voneinander entfernt, “die über dich hinweggleiten.”
Jetzt war er da. Asya sah, dass Laurenz endlich begriffen hatte. Also lehnte sie sich zurück und schüttelte den Kopf. “Aber stattdessen sitzen alle bei Japanern und essen kalte Happen.” Sie lächelte, als wäre sie von fern zurückgekehrt. Es war offensichtlich: In Laurenz war der Hunger erwacht. Sehr gut. Aber ein bisschen Mühe würde er sich natürlich noch geben müssen.