Tawl –
Die Kunst des Tafelns
Über Tawl und Wiebke Lehmann
Es ist eine Kunst, einen Tisch so zu decken, dass er zur Tafel wird. In Frankreich ist die Kunst der stilvollen Tafel, die Kunst des Tafelns sozusagen, als „l’art de la table“ ein feststehender Begriff. Er fasst zusammen, was wir beim Essen oft nur mittelbar wahrnehmen: Essen ist niemals nur Nahrungsaufnahme, sondern ein sinnlicher Akt, bei dem die Umgebung unser Empfinden beeinflusst. Schmeckt das Essen? Ist es ein Hochgenuss? Das hängt wesentlich davon ab, auf welcher Bühne es stattfindet. Erst hochwertiges Geschirr, Besteck, Gläser und Tischwäsche, die mit der Kochkunst eine Einheit bilden, machen ein gutes Essen zum Gesamterlebnis, das Gaumen, Augen und Hände erfreut.
Auf diese Zusammenhänge einzugehen, ist seit mehr als 20 Jahren mein Job. Als ausgebildete Keramikerin und diplomierte Keramikdesignerin weiß ich um die Handwerkskunst, die in Manufakturporzellan steckt. Ich weiß, wie ein Teller und eine Schale beschaffen sein müssen, um den Genuss optisch und haptisch zu unterstützen und ihn buchstäblich ergreifend schön zu machen.
Meine Arbeit beginnt dort, wo die Aufgabe des Innenarchitekten endet. Als Architektin der Tafel gestalte ich vom Spitzenrestaurant über das luxuriöse Boutique-Hotel bis zum Privathaushalt jede Situation, die Geschirr, Glas, Besteck und Tischwäsche benötigt. Ich decke den Tisch für Frühstück, Lunch und Dinner, für den Afternoon Tea, die Villa am Meer und das Haus in den Bergen.
Durch meine langjährige, auf internationale Spitzengastronomie fokussierte Tätigkeit für führende Porzellanmanufakturen verfüge ich über einen großen Erfahrungsschatz und eine umfassende Marktkenntnis. Die Produktionsreihen sämtlicher bedeutender Manufakturen, vom ganz großen Namen bis zur Künstlerkeramik aus Japan oder Skandinavien sind mein ABC. Für meine Kunden durchdringe ich das Wesen der Tafel, verstehe persönliche Vorlieben und individuelle Ansprüche an Stil und Gestaltung. Dabei greife ich auf ein Archiv zurück, das von den chinesischen Ursprüngen des Porzellans über August den Starken bis zum zeitgenössischen Minimalismus reicht. Eine Tafel soll elegant wirken, rustikal oder barock? Sie soll sich einem Interieur, einem Menü anpassen, der ganz besonderen Handschrift einer Küche? Ich habe die passende Tafelware in der Schublade.
Haltbarkeit und Qualität, eine nachhaltige Gestaltung, die Jahre und vielleicht sogar Jahrzehnte trägt, spielen dabei eine große Rolle. Ein Tisch muss ästhetisch sein und zugleich funktional, um einladend zu wirken, davon bin ich überzeugt. Eine Frage des Budgets ist eine kunstvolle Tischgestaltung dagegen nicht. Individuelle Zusammenstellungen, unerwartete Kompositionen, ein Mix aus bezahlbaren und ausgefallenen Stücken, lassen sie lebendig und nahbar wirken.
Ein Tisch braucht Persönlichkeit, um zur Tafel zu werden.